Läset | les Vendanges

Veröffentlicht am Montag, 31. März 2025

Zurück zum Blog

Die Traubenernte in Stichen, Bildern und Fotografien

In den Schränken des Rebbaumuseums lagert eine unglaublich reichhaltige Sammlung von Stichen, Lithografien, Zeichnungen, Bildern und Fotografien. Zum Thema Läset haben wir eine bunte Palette von diesen Abbildungen in Szene gesetzt.

Die Kupferstiche und Lithographien stammen meistens aus der Sammlung von Hermann Heberlein, der über Jahrzehnte nicht nur Bücher sondern auch Bilder zu Wein, Reben und Trauben zusammentrug. Der älteste Stich stammt aus dem 15. Jh. Auf den alten Stichen wird der Herbst (Autumnus) oft mit der Ernte von Trauben gleichgesetzt und Bacchus – mit Trauben und Rebenblättern reicht bekränzt – thront zufrieden und satt im Vordergrund. Der Weingott Bacchus wird aber nicht nur als betrunkener, weinbekränzter alter Mann dargestellt. Der Herbst kann auch als Jüngling und – ganz selten – auch als weibliche Jahreszeit-Allegorie auftreten.

Der ‘einfache Mann’ – die Arbeiter und die Leserinnen selbst sind in den älteren Abbildungen – wenn überhaupt – nur im Hintergrund zu sehen. Erst langsam rücken sie ins Zentrum. Aber die Traubenlese wird oft romantisierend und idyllisch dargestellt: Adrett in wallende Roben oder in bunte Trachten gekleidete Mädchen stehen im Rebberg zum Trauben schneiden. Junge kräftige Männer tragen Brenten im Rebberg und füllen die Züber und Traubenpressen im Keller. «Nun, endlich kommt der Freudentag. Das ist ein sprühend frohes Fest und eines mühsamen Jahres reicher Segen.» Schmerzende Rücken werden schnell vergessen.

Über Lithografien, Zeichnungen, Ölbilder, Aquarelle und im 20. Jh. dann Fotografien führen uns die verschiedensten Bilder von Weinernten bis zum heutigen Tag. Sind die Fotografien vertrauenswürdiger? Stehen die Läsetlüt nicht extra schön in der Reihe, oft im Sonntagsstaat, um sich ablichten zu lassen? Läset gab es auch bei Regen und Schnee und die Ernte fiel viel zu oft schlecht und mangelhaft aus.

Dokumente zeigen uns, dass die Missachtung des Lesebanns mit Bussen belegt wurde und die reifenden Trauben durch sogenannte Rebhüter oder Bannwarte bewacht und geschützt werden mussten. Der Lesebann (Verbot des Betretens des Rebberges bis zum gemeinsamen Beginn der Ernte, bzw. Verbot des verfrühten Traubenlesens) wurde erst mit dem neuen kantonalen Gesetz über den Rebbau von 1995 aufgehoben und ist in den Erinnerungen noch durchaus präsent. Der Beginn der Ernte wurde durch eine Kommission festgelegt. Er konnte zeitlich durchaus variieren und weit auseinanderliegen. Aus La Neuveville kennen wir extreme Daten: 1822 begann die Ernte bereits am 7. September, im Jahre 1816 hingegen begann die Ernte erst am 30. Oktober. Es war das «Jahr ohne Sommer» nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien 1815. Um den kulterbunten Reigen von Läset-Bildern abzurunden dürfen auch Erntedarstellungen auf Weinetiketten nicht fehlen.

Ausstellungsplakat 2025