Weinetiketten rund um den Bielersee
Sonderausstellung vom 1. Mai bis 31. Oktober 2021:
Von den ersten Etiketten im 19. Jh. bis zu den aktuellsten
Weinetiketten, die dem AOC-Reglement entsprechen müssen.
Die Ausstellung im Rebbaumuseum am Bielersee entführt Sie in die Geschichte und Welt der Weinetiketten. Sie eignet sich für Sammler, Weinfreaks und Weinbanausen.
Etiketten kamen im Laufe des 19. Jahrhunderts in Gebrauch: möglich machte dies die Erfindung der Lithographie, überhaupt die Entwicklung der Drucktechnik und das Aufkommen der Flaschenabfüllungen.
Die ersten Abfüllungen in Weinflaschen am Bielersee sind seit den 1880er Jahren belegt, die ältesten Etiketten in unserer Region sind also gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden.
War in den Anfangszeiten auf der Etikette nur die Herkunft «Twanner» oder «Neuenstadter», vielleicht noch der Produzent «Berner Keller» oder die Traubensorte «Muscateller» angegeben (wobei vielleicht Muscateller gar keine Traubensorte sondern ein Aroma bezeichnet), so müssen heute die Angaben auf den Etiketten vielen Gesetzen entsprechen: verschiedenen Lebensmittelvorschriften, den Gesetzen über Landwirtschaft und Rebbau, dem Reglement über kontrollierte Ursprungsbezeichnungen KUBR und nicht zuletzt den europäischen Richtlinien. Dabei soll die Weinetikette als Visitenkarte des Winzers den Konsumenten ansprechen und ihn zum Kauf der Weinflaschen animieren.
Der Katalog der obligatorischen und freiwilligen Angaben auf den Labels ist lang, ebenso die Liste der verbotenen, weil täuschend oder irreführende Nennungen. Und so mussten in den letzten Jahren praktisch alle Weinetiketten neu überdacht und gestaltet werden.
Dabei war die Verwendungsdauer und Tradition der Etiketten lang: nicht selten wurde bei der Übergabe eines Betriebes vom Vater auf den Sohn nur der Name auf der Etikette gewechselt, das Erscheinungsbild blieb unverändert oder wurde dem vorherrschenden Geschmack und den aktuellen Modeströmungen leicht angepasst. Ausserdem befand sich der Jahrgang oft auf einer «Halskrägli» genannten kleinen zweiten Etikette: auch so konnte die grosse Weinetikette über Jahre unverändert wiederverwendet werden.
Lange war der Bielerseewein nur unter den Labels «Twanner» und «Schafiser» bekannt und wurde unter diesen Marken verkauft. Es wurde ausschliesslich Gutedel/Chasselas als «Weisser» und Blauburgunder/Pinot noir als «Roter» angebaut. Deshalb war es auch nicht nötig, die Traubensorte auf dem Etikett aufzuführen. Das ist heute anders: Gemäss Sortenkatalog der Rebgesellschaft Bielersee sind aktuell 69 weisse und rote Traubensorten zum Anbau an den Jurahängen zugelassen. Eine Beilage des Reglements über die kontrollierte Ursprungsbezeichnung KUBR definiert zudem in einer ausführlichen Liste alle geografischen Gebiete und Lagen, die unter AOC Bielersee verwendet werden dürfen.
Zu den Gestaltungselementen der Etiketten, dessen Vorlagen oft alte Stiche, Zeichnungen oder Bilder waren, kamen in den letzten Jahren auch Fotografien dazu. Die Sujets sind vielfältig: Seelandschaften mit Rebhängen, Dorfbilder, Rebhäuser und Weinkeller, Trauben und Rebstöcke, die Arbeiten im Rebberg, Blumen, Tiere, Trachtenmädchen und weintrinkende Mönche wie auch fantasievolle Familienwappen. Die Ligerzer Kirche und der Twanner Kirchturm sind immer wieder auf den Etiketten zu finden – vielleicht in Ermangelung von «Château» und «Clos».