Das Müller-Thurgau-Jubiläumsjahr

Veröffentlicht am Freitag, 31. Jan. 2025

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Anlässlich seines 175. Geburtstags würdigen Wissenschaftler, Forscherinnen, Winzer und Touristiker aus der Deutschweiz die pionierhafte Arbeit von Hermann Müller-Thurgau (1850–1927).

Müller-Thurgau war Lehrer, Botaniker, Pflanzenphysiologe, Phytopathologe, Önologe, Mikrobiologe, Rebenzüchter, Herausgeber der «Roten», Obstsaftpionier und Katalysator für unzählige Forschungsprojekte – und damit einer der einflussreichsten Schweizer Universalgelehrten  im Obst- und Weinbau.

Kurzbiografie von Hermann Müller-Thurgau im Historischen Lexikon der Schweiz.

Müller-Thurgau erleben

Während des ganzen Jubiläumsjahres sind verschiedene Aktivitäten geplant.
Eine Sonderausstellung im Weinbaumuseum am Zürisee (Halbinsel Au) widmet sich Müller-Thurgau – dem Menschen und der Rebsorte.
Zudem erscheint 2025 in jeder Ausgabe der Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau (SZOW) Obst+Wein ein Artikel zum Thema Müller-Thurgau.
Den Jubiläums-Kalender des Vereins 175 Jahre Hermann Müller-Thurgau finden Sie hier.

Die Rebsorte Müller-Thurgau

alias Riesling x Silvaner alias Rivaner alias Müller, alias Müllerovo

Die Sorte Müller-Thurgau wurde 1882 von Prof. Hermann Müller, damals Forschender und Lehrer an der königlichen Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim (Hessen), gezüchtet. 1891 folgte Müller dem Ruf der Eidg. Versuchs- und Lehranstalt nach Wädenswil am Zürichsee und der Thurgauer (deshalb Müller-Thurgau) kam in die Schweiz zurück. Heinrich Schellenberg in Wädenswil vermehrte die von Müller-Thurgau mitgebrachten Stecklinge. Prof. Müller meinte, er habe Riesling mit Silvaner gekreuzt. Effektiv ergaben aber neuere Genanalysen, dass es sich um eine Kreuzung zwischen weissem Riesling x Madeleine Royale handelt.

Die Rebsorte Müller-Thurgau ist eine in der Deutschweiz und in Süddeutschland weit verbreitete Rebsorte. Sie gilt als eine der erfolgreichsten Neuzüchtungen. In den Deutschschweizer Kantonen Zürich, Schaffhausen, St. Gallen, Aargau und Thurgau ist Müller-Thurgau die flächenstärkste Weissweinsorte.

Am Bielersee ist die auf knapp 300 m² angebaute Rebsorte Müller-Thurgau nicht sehr bedeutend. Im 220 ha umfassenden Rebberg am Jurasüdhang wird zwar traditionell Weisswein angebaut, vorwiegend aber Chasselas, gefolgt von Pinot gris, Chardonnay und Sauvignon blanc. Chasselas (Gutedel, Fendant) ist auch die hauptsächliche Weissweinsorte der welschen Weinkantone Waadt, Genf, Wallis, Freiburg und Neuenburg, zu denen auch die Bielersee Region gezählt wird.

Übrigens nimmt am Bielersee die Anbaufläche für Weisswein generell ab. 2023 waren nur noch 54 % des gesamten Rebareals mit Weisswein-Sorten bestückt. Rotwein erreichte mit 46% des gesamten Rebareals einen neuen Rekord. Bei den roten Trauben dominiert mit über 80 ha ganz klar der Blauburgunder. Pinot noir hat damit sogar den Chasselas (64 ha) überholt.